Kumköy, Türkei. 13:00 Uhr. 34° Celsius.
Auf seinem etwas abgewetzten, aber dennoch strahlend weißen Gartenstuhl verlagert Fathi lächelnd sein Gewicht auf die andere Pobacke. Die ausgefahrene Markise ist sein Schutzschild gegen den glühenden Tennisball am strahlend blauen Himmel.
In seinem Augenwinkel tut sich etwas. Der leicht orientierungslos wirkende, an der Straßenecke stehende Europäer bedeudet: Potentielle Kundschaft. Unüblich für diese Zeit des Tages. Kommen die Touristen doch normalerweise erst nach ihrem allumfassenden All-In-Buffet in das dunkle Spiegelbild der kleinen Seitenstraße. Angelockt wie Irrlichter durch die vielen Leuchtreklamen, kaufen diese sich im Rausch von Adidas bis Michael Kors. Werden zum Chef, Freund oder einfach nur zum Kunden aus Hannover: „Niedersachsen Bruder? – kenne ich!“.
Kumköy, Türkei. 13:02 Uhr. 34° Celsius.
Wie ein Cowboy trotte ich durch die recht einsamen Seitenstraßen an der türkischen Rivera. Adiletten mein Pferd, eine Praktica MTL 50 der Revolver meiner Wahl, geladen mit Munition in Form von Ilford HP5 Plus.
Durch die Hitze des Asphaltes bekommen meine Schlappen ein Fußbett verpasst: das Gummi ist nah der Schmelzgrenze angekommen. Diese Gasse nehme ich noch mit, dann wäre es wohl aus gesundheitlichen Gründen besser, langsam wieder ins Hotel zu gehen. Den Blick schwenkend und durch den Sucher schauend, nähere ich mich dem strahlend weißen Gartenstuhl vor mir auf dem Gehsteig. Eine entfernte Stimme begrüßt mich prägnant.
„Schuhe, Bruder?„