Ansichtssache

Behäbig bahnt sich das mit 120 zahlungskräftigen Passagieren beladene Wasserfahrzeug seinen Weg durch die ersten Wellen des mit 40 Kilometern längsten Hafen Europas. Am Ticketschalter den Preis durch geschickten Vergleich maximal rabattiert, nehme ich kurze Zeit später platz auf meiner vom Sonnenlicht silbern schimmernden Sitzmöglichkeit auf dem Sonnendeck meiner ersten großen Hafenrundfahrt. Gar nicht mal so schlimm wie alle immer sagen, denke ich mir und senke den Blick auf meine Fuji X100V. Alle Einstellungen kontrolliert, beende ich die kurze Ruhepause, schlendere gekonnt an die Reling und wende mich der vorbeiziehenden Szenerie zu. Der Wechsel, heraus aus der Stadt auf eine der Adern dieser Metropole hat meine Wahrnehmung verändert. Die dynamik der kubischen Körper der angrenzenden Gebäude wurden transformiert in einen flachen, endlosen Strom vorbeiziehender, zweidimensionale Postkarten. Still steht die Zeit nicht, tut sie nie. Aber sie verläuft distanziert. Ich bin distanziert.

Das letzte digitale Abbild erzeugt, werde ich meinen Gedanken entrissen und vernehme aus den Megafon-ähnlichen Lautsprechern, nacheinander in diversen Sprachen, dass der Gesamtumschlag im Rotterdamer Hafen im ersten Halbjahr 5,5 % niedriger (220,7 Mio. Tonnen) als im selben Zeitraum 2022 (233,5 Mio. Tonnen) lag. Was man nicht alles im Urlaub lernt.

Rotterdam 2023

Geschütztes Bild.